Auf seinem Zug von Berlin nach Stralsund focht Schill am 21. Mai 1809 gegen Verbände Napoleons an der Recknitz bei Damgarten ein siegreiches Gefecht.
Ferdinand v. Schill brach mit seinem Husarenregiment und etwa 1500 Mann am 28. April von Berlin aus gen Westen auf, um daran mitzuwirken, das von Napoleon besetzte und von dessen Bruder Jérôme regierte Königreich Westphalen zu befreien. Doch weiterreichend sollte Schills Zug ein Signal für einen allgemeinen Aufstand gegen Napoleon sein.
Der Marsch erfolgte auf eigene Verantwortung als Freischar. Schills ehemalige militärische Vorgesetzte mißbilligten sein Vorhaben ausdrücklich. Sein eigenmächtiger Zug wurde als Desertion bewertet.
Schills Einheit erreichte Dömitz an der Elbe, das in ihre Hände fiel. Dort beschloß man, gen Norden, nach Wismar, Rostock und Stralsund zu ziehen. Stralsund war zu dieser Zeit von mecklenburgischen Truppen, Napoleons Verbündeten, sowie einem Trupp polnischer Ulanen besetzt. Da nicht klar war, auf welchem Weg Schill nach Stralsund vordringen wollte, schickte der französische Kommandant einen Teil seiner Truppen nach Tribsees zur Sicherung des Recknitzübergangs bei Bad Sülze, einen Teil nach Damgarten, zur Sicherung des dortigen Übergangs sowie eine Reserve nach Richtenberg/Franzburg, von wo aus beide möglichen Kampfplätze rasch erreichbar sein würde.
Die mecklenburgisch-französischen Truppen, ca. 600-700 Mann, rückten am 21. Mai 1809 in Damgarten ein. Der Paß über die Recknitz wurde zur Verteidigung hergerichtet, alle Boote in der Umgebung beschlagnahmt. Kleinere Einheiten zogen nach Tempel und Daskow. Sie waren schlecht ausgerüstet, hatten nur wenige Schuß Munition pro Mann und wenige Geschütze.
Schill erreichte Ribnitz am 24. Mai. Einige Einheiten schickte er nach Marlow, um den Mecklenburgern den Weg zu verlegen, andere nach Pütnitz, um die Recknitz auf einem nördlichen Umweg zu überschreiten. Der Recknitzübergang von Damgarten wurde nördlich und südlich umgangen und noch am selben Tag eingenommen. Das Nachtlager nahm Schill in Karnin und erreichte am folgenden Tag Stralsund.
Die mecklenburgisch-französischen Truppen wurden vor Damgarten völlig aufgerieben. Teile flüchteten nach Barth und Zingst, um von dort in ihre mecklenburgische Heimat zurückzukehren. Einige Offiziere wurden in Prerow gefangengenommen. Der in Richtenberg gebliebene General Candras flüchtete über Anklam nach Stettin. Über die Verluste gibt es widersprechende Angaben. Sie scheinen jedoch gering geblieben zu sein, da von Seiten der Mecklenburger der Kampf rasch aufgegeben wurde. Es sollen fast 300 Gefangene und Überläufer gewesen sein. Von einem Unfall wird berichtet, der den Untergang der Mecklenburger beschleunigt haben soll: Die den Munitons- und Versorgungwagen ziehenden Pferde waren die Ackerruhe gewohnte Bauernpferde, die bei den ersten Schüssen durchgingen und alles zu Boden trampelten.
Auch Stralsund konnte Schill einnehmen. Doch zur Rekonstruktion der weitgehend abgebrochenen Verteidigungsanlagen fehlte ihm die Zeit, Unterstützung in der Bevölkerung fand er kaum und gegen neue heranrückende französische Truppen, holländische und dänische Verbündete, konnte er sich nicht halten. Er fiel am 31. Mai im Kampf in der Fährstraße (Bodenplatte vor dem und Inschrift am Haus vor Nr. 21), sein Denkmal von 1909 (Bildhauer Hans Weddo von Glümer) steht vor dem Kniepertor, gegenüber dem Stadttheater. Sein Körper wurde auf dem St. Jürgen Knieperfriedhof (Hainholzstr.) heimlich beigesetzt (das Grab ist erhalten), während sein Kopf nach Kassel zu König Jérôme gebracht wurde. Ein Gedenkstein für Schills ehemaligen schwedischen Artillerieleutnant Friedrich Gustav von Petersson, der am 4. Juni 1809 in Stralsund erschossen wurde, steht am Kniepertor (Stadtseite links).
Lit.:
Scheel, E.: Schills Kampf an der Recknitz 1809. In: Heimatheft Nr. 3 des Kreises Ribnitz-Damgarten. Hrsg. von der Fachkommission Heimatkunde des Päd. Kabinetts. Ribnitz-Damgarten 1956, S. 33–37
Hetzer, Ursula; Kobrow, Hartmut: Ferdinand von Schill in Stralsund. Stralsund o.J. [um 1990] (Sundische Reihe; 4)
Bild: Das Schilldenkmal in Stralsund vor dem Knieper Tor.