Nach Matthias Wichmann (1618) und Friedrich Oom (1851) ist Emil Müller der dritte Chronist der Stadt Barth.
Müller stammt aus dem thüringischen Schleusingen, wo er das Gymnasium besuchte und danach in Halle an der Saale die Rechte studierte. Im Jahre 1842 absolvierte er die 2. Staatsprüfung und trat 1849 in Barth die Stelle eines Einzelrichters an, wurde 1851 Kreisrichter und 1854 zum Bürgermeister gewählt. Müller war mit einer Tochter des Barther Rechtsanwalts und Ratsherren Lönnies verheiratet.
Müllers Amtszeit fiel in die Gründerjahre und war von wichtigen Entwicklungen in der Stadt gekennzeichnet. Durch den Bau von Chausseen und der Bahnverbindung nach Velgast wurde die Verkehrsanbindung der Stadt verbessert, der Hafen wurde ausgebaut, Schulen sowie die Navigationsschule wurden eröffnet, neue Betriebe gegründet.
Im Druck erschien eine Reihe von Müllers Aufsätzen zur älteren Geschichte der Stadt Barth, die von einem ausgedehnten Quellenstudium und akribischer Bearbeitung zeugen. Von besonderer Bedeutung ist seine Quellensammlung zur Geschichte der Stadt. In dem 14 Bände umfassenden Werk stellte er Abschriften von teilweise schwer zugänglichen Urkunden und anderen Quellen zusammen, die noch heute von großem Wert für die Erforschung der Stadtgeschichte sind.
Literatur:
Die Urkundensammlung Emil Müllers, Handschrift, Stadtarchiv Barth, Repositur 3 II 4
Die Stadt Barth um 1850 nach Erinnerungen und Aufzeichnungen des Bürgermeisters Geh. Reg.-Rat Emil Müller von Dr. Walter Streubing. In: Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Barth. Barth 1955, S. 113–116
Ziegler, Hans: Unsere Barther Chronisten. In: Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Barth. Barth 1955, S. 48–57