Das Tonnenabschlagen ist ein vor allem in der Küstenregion von Mecklenburg-Vorpommern verbreiteter, zumeist im Rahmen von Dorf- und anderen Festen ausgetragener Volkssport.
Im Ablauf des Tonnenabschlagens wird eine an einem Gerüst hängende Tonne von einer Gruppe von Teilnehmern, die auf einem Rundkurs in sicherem Abstand mit schweren Keulen angeschlagen, bis sie sich unter der Wucht der Schläge auflöst.
Die Tonne, das Gerüst und der gesamte Festplatz werden aufwendig mit bunten Bändern, Fahnen und Laub geschmückt. Die „Tonnenbrüder“, unter ihnen auch Frauen, sind teils zu Pferd, mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs – auch wieder alles festlich geschmückt, ebenso der abgegrenzte Parcours.
Im Verlaufe des Tonnenabschlagens werden drei „Königswürden“ vergeben. „Bodenkönig“ wird, wer das letzte Stückchen des Tonnenbodens abgeschlagen hat; „Stebenkönig“, wer den Rest der Steben, der Dauben, löst; der „Tonnenkönig“ schließlich hat den letzten Rest der Tonne abgeschlagen. Die Königswürden werden für ein Jahr, bis zum nächsten Tonnenabschlagen vergeben. Die Würde der Könige besitzt eine hohe gesellschaftliche Anerkennung. Da sich das vollständige Abschlagen einer Tonne leicht über zwei oder drei Stunden hinziehen kann, wenn auch mit zwischenzeitlichen Pausen, stellt die Teilnahme, gleich ob zu Pferd, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, eine beachtliche sportliche Leistung dar.
Eine nicht so begehrte „Würde“ ist die des „Sandkönigs“, die nach einem Sturz vom Rad oder vom Pferd verliehen wird.
Im Anschluss an das Tonnenabschlagen der „Erwachsenen“ wird vielfach ein Tonnenabschlagen für Jugendliche und Kinder in zwei Altersstufen ausgeführt.
Das Tonnenabschlagen ist in der Regel mit örtlichen Festen, z.B. dem jährlichen Dorffest, verbunden. Es beginnt bereits am Vormittag mit einem Umzug der Teilnehmer, nachdem der Stebenkönig des Vorjahres die Tonnenbrüder zum Frühstück empfangen hat, dann der Tonnenkönig diese zum Mittagessen.
Der Ursprung des Tonnenabschlagens und seine Bedeutung sind bis heute in der Volkskunde nicht eindeutig geklärt. Das Tonnenabschlagen ist bereits seit Jahrhunderten bekannt, begann vermutliche am Ende des 30jährigen Krieges. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass mit dem „Kampf“ gegen die Tonne eine volkstümliche Variante militärischer Kampfspiele des Adels entstand, möglicherweise sogar als militärische Trainingsspiele verstanden.
Vor allem mit der Mechanisierung der Landwirtschaft und dem damit verbundenen Rückgang der Pferdehaltung seit den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts wird das Tonnenabschlagen nur noch in wenigen Fällen zu Pferd ausgeführt, wird dann aber zu einem besonderen Erlebnis. Wenn auch örtlich sehr unterschiedlich, wurde diese Tradition vielerorts bis heute kontinuierlich weitergeführt und ist für Einheimische wie für Touristen ein beliebtes „Event“.
Barth - Lexikon
- name of the term: Tonnenabschlagen
- descriptions of the term:
Tonnenabschlagen
- Language of the term (2 char ISO code): de
- Damgarten
- Dammtor
- Danckwardt, Joachim Gottfried (8.6.1759 Barth – 9.1.1834 Franzburg)
- Denkmale
- Der „Papenhof“ in Barth
- Der „Vorpommer“
- Die „Kochmützen“ sind eine Schülerfirma an der Barther Förderschule „Jan Amos Komenski“.
- Die Hanse
- Dierling, Nikolaus (um 1735, Bartelshagen b. Barth – 3. August 1801, Damgarten)
- Divitz
- Divitz-Spoldershagen
- Donnerkeil
- Douzette, Louis (25. September 1834, Tribsees – 21. Februar 1925, Barth)