Im Nordwesten von Barth (Barth-Vogelsang) befand sich in der Nähe der Flakartillerieschule das Kriegsgefangenenlager „Stammlager“ Stalag Luft I. Hier wurden Angehörige zunächst der englischen Royal Air Force, später auch der Luftstreitkräfte der USA, Kanadas, Neuseelands, Australiens, Rhodesiens und Südafrikas gefangengehalten. Die ersten Gefangenen trafen im Juli 1940 in Barth ein. Seit dem Januar 1942 wurden auch sowjetische Gefangene inhaftiert, denen der Schutz durch die Bestimmungen der Genfer Konvention für Kriegsgefangene verweigert wurde.
Zum Kriegsende bestand das Lager aus vier Teilen mit ca. 10000 Kriegsgefangenen auf der schmalen Landzunge zwischen Barther Bodden und der Mündung der Barthe.
Das Lager unterstand zunächst dem Oberkommando der deutschen Wehrmacht, später dem Reichstführer SS. Im Lager gab es eine militärische Selbstverwaltung der Häftlinge. Zudem unterstand es einer eingeschränkten Kontrolle des Roten Kreuzes. Die Bewachung des Lagers erfolgte durch eine deutsche Landesschützenkompanie mit zumeist älteren, kriegsuntauglichen Männern. Das Lager war mit Stacheldraht und Wachtürmen umstellt. Für die niederen Arbeiten im Lager wurden die sowjetischen Kriegsgefangene, ebenfalls Offiziere der Luftstreitkräfte, eingesetzt.
Am 30. April 1945 wurde das Lager von den deutschen Bewachern den alliierten Gefangenen übergeben. Bei der Unterzeichnung der Kapitulation der Stadt Barth gegenüber den Truppeneinheiten der Roten Armee am 2. Mai waren Vertreter der Kriegsgefangenen zugegen. Nachdem das KZ Barth von sowjetischen Truppen befreit war, halfen britische und amerikanische Mediziner des Lagers bei der Versorgung der zurückgebliebenen Häftlinge und brachten sie teilweise in den medizinischen Einrichtungen des Stalag Luft I unter.
Vom 12. bis 14. Mai 1945 wurden die Kriegsgefangenen mit Militärflugzeugen der alliierten Truppen vom Barther Flugplatz aus in ihre Heimat ausgeflogen.
Ein erster Gedenkstein für das Lager wurde 1985 aufgestellt, eine Neugestaltung erfolgte 1996 in deutscher und englischer Sprache.
Lit.: Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zwischen Warnow und Barthe. Rostock 1998 (Schriften der Geschichtswerkstatt Toitenwinkel; 5)
Engelmann, Elke; Radau, Helga: Hinter Stacheldraht. In: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte. Hrsg. von Jörg Scheffelke und Gerd Garber. Schwerin 2005, S. 143-150