Die Kirche von Bodstedt an der südlichen Boddenküste ist eine der ältesten und zugleich kleinsten Kirchenbauten der Region und ein Kleinod der norddeutschen Backsteingotik und der barocken Kirchenkunst.
Die Baugeschichte der Kirche liegt in ihren Anfängen im Dunkeln. Erst 1458 wird von einer Wallfahrtskapelle für den Hl. Ewald gesprochen und fünf Jahre später von der Errichtung einer Wallfahrtskapelle durch Hermann von Vitze auf Divitz. Doch schon 1388 wird eine Kirche in Bodstedt genannt, wohl ein Vorgängerbau. Der Bau erfolgte in mehreren Etappen, die letzten, westlichen Teile wurden erst 1785 aufgeführt.
Bild: Die Kirche in Bodstedt, Ansicht von Süden
Die kleine Kirche wurde in den Formen der späten Gotik erbaut und paßt sich mit ihrer Klarheit der Form und der Schlichtheit im Detail in den Charakter der Landschaft ein. Äußerlich wird der Bauköper durch hohe, dreibahnige Fenster beherrscht. Eine vertikale Gliederung entsteht durch die regelmäßigen Strebepfeiler, die einen Teil der Last des Daches aufnehmen. Im Osten wird die Kirche durch einen dreiseitigen Chorschluß begrenzt, die Westwand weist ein weiteres Fenster und ein Portal auf; beides wie auch der erkerförmige Dachausbau stammt aus späterer Zeit. An der Nordwand findet sich ein kleiner Anbau. Ob es sich bei diesem um die Sakristei, oder die eigentliche Kapelle für den Hl. Ewald handelt, ist nicht eindeutig geklärt, doch mag einiges für die Verwendung als Sakristei sprechen, während die gesamte Kirche als Wallfahrtsort diente, da dieser kleine Anbau für lokal übergreifende Zwecke als zu begrenzt erscheint.
Das Mauerwerk wurde auf einem Feldsteinsockel aus den typischen handgestrichenen Ziegeln im großen Klosterformat errichtet, die mit ihren unregelmäßigen Oberflächen eine große Lebendigkeit ausstrahlen. Teilweise sind noch die Rüstlöcher zum Einschieben der Tragebalken des Baugerüstes zu erkennen.
Der Überlieferung nach soll die Kirche einst einen Turm gehabt haben, der den Schiffern als Seezeichen diente, doch schon im 17. oder 18. Jh. nach Beschädigungen bei Sturmhochwasser abgebrochen wurde. Genauere Kenntnisse gibt es hierzu nicht.
Der Bau hat eine Länge von drei Jochen, die außen an der Gliederung durch die Fenster und Strebepfeiler erkennbar ist. Das innere ist ein mit starken Holzbalken flachgedeckter Saal, der für eine nicht ausgeführte Einwölbung vorbereitet wurde.
Bis auf eine Ausnahme stammt die Innenausstattung aus der Schwedenzeit oder ist noch jünger. Das älteste Stück ist die erstaunlich mächtige Granitfünte, das alte Taufbecken aus dem 13./14. Jahrhundert, vermutlich aus dem Vorgängerbau stammend.
Der östliche Teil der Kirche, der Chorraum, wird von dem zweigeschossigen Altaraufsatz beherrscht. Er stammt aus dem Jahre 1741 von einem unbekannten Meister. Im Unterteil findet sich das Hl. Abendmahl mit dem verklärten Christus, flankiert von zwei großen Frauengestalten (evtl. Ecclesia und Synagoge) vor aufwendig marmorierten Doppelsäulen mit fein gearbeiteten Kapitellen. Darüber erhebt sich auf mächtigen Architekturformen (gesprengter Giebel) über weiteren vollplastischen Figuren (unter ihnen Moses und Elias) der triumphierende Christus, an den Seiten mit reichem floralem Rankwerk versehene Wangen.
Die Kanzel stammt aus dem späten 17. Jh., der Korb wird von einer Engelsfigur getragen, verziert mit biblischen Szenen und Evangelistenbildern, unter ihnen Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Auch der das Lesepult tragende Engel stammt aus dieser Zeit.
Noch aus dem Mittelalter stammt das 1934 freigelegte feingliedrige Rankwerk an der Nordwand, während die Akanthusmalerei an der Balkendecke barocker Herkunft ist. Mit dem darin verarbeiteten Motiv der drei Kronen und den Initialen „FR“ (König Frederik I. von Dänemark, reg. 1720–1751) verweist es auf die Zeit der schwedischen Herrschaft. Die figürliche Wandmalerei stammt von Bernhard Hopp aus dem Jahre 1934. Die Schiffsmodelle in der Kirche sind aus dem 20. Jh., u.a. das Vollschiff „Peru“ (um 1930) und die Bark „Acasta“ (erbaut 1845 in Aberdeen) aus dem Jahre 1997.
Zu erwähnen ist das Epitaph für den Pastor Fleming und seiner im Alter von 100 Jahren verstorbenen Ehefrau von 1682.
Die Glocke wurde 1846 von Simon Zach in Stralsund gegossen, die Orgel mit zwei Manualen 1887 von Friedrich A. Mehmel in Stralsund erbaut.