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Barth - Lexikon

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Barth - Lexikon

name of the term: Bier, Barther Bier
descriptions of the term:

Bier, Barther Bier

Im Mittelalter war das Bier ein Volksgetränk und wurde mit seinen Bestandteilen zum Nahrungsmittel. Auch wenn das damalige Bier weniger Alkohol als heute enthielt, wird damals vielfach von Alkoholmissbrauch und Trinkgelagen mit deren Wirkungen berichtet. Die pommersche Bevölkerung machte da keine Ausnahme. Saufgelage („Vullentrinken“) mit derben Unterhaltungen und argen Trinksitten waren in allen sozialen Schichten beliebt.

Pommern bot für die Bierbrauerei gute Bedingungen. Die Gerste wuchs auf den heimischen Feldern, der Anbau von Hopfen ist seit dem 13. Jh. bekannt. Zudem war klares Wasser in Brunnen und Quellen verfügbar Die Bierherstellung lag in den Händen der Städte und in der Obhut der landesherrlichen Ämter. Auf adligem Gebiet besaßen Ritter und Gutsherren zumeist eine eigene Braugerechtigkeit. Die Bierproduktion wurde durch Brauordnungen geregelt. Auch in kleinen Dörfern gab es teils mehrere Krüge, weshalb der Bedarf an Bier erheblich gewesen sein muss. Für die sog. „Kruggerechtigkeit“, die Ausschankgenehmigung, musste eine Abgabe gezahlt werden.

Die besten Biere sollen in Pasewalk, Barth und Stralsund gebraut worden sein. Für das Barther Bier stand das Wasser der Alkunquelle zur Verfügung, die sich seit 1306 in städtischem Besitz befand. Das Brauwesen erlangte während der Zeit der Residenz Herzogs Bogislaw XIII. eine Blütezeit. Das Barther Bier wurde durch einen regen Schiffsverkehr auch exportiert und gelangte bis nach Nowgorod und Marseille.

In Barth ist die Bierbrauerei schon lange nachweisbar, wenigstens seit 1306, als im Bereich der heutigen Sundischen Straße ein „hopffenhof“ genannt wird. Im selben Jahr ging die Alkun-Quelle, die die Wasserversorgung der Stadt sicherte, in den Besitz der Stadt über.

Die Bierherstellung, wer wie viel des Getränkes brauen und ausschenken durfte, war streng geregelt und Bier sehr beliebt. Gelegentlich wurde auch „ehrenamtliche“ Tätigkeit mit Freibier vergolten, so im August 1560. In der Fischerstraße brach im Haus eines Bäckers ein Feuer aus, das 22 Häuser, darunter die Badestuben zerstörte. Für die freiwilligen Helfer der Feuerbekämpfung wurden von der Stadt 11 Tonnen Bier ausgegeben: „sein 11 Tonne bier vor de iennen so das fewr geleschet ausgedrungken, welche von der cammereije bezahlet worden“.

Als am 1. Februar 1490 in Stettin die Vermählung unseres pommerschen Herzogs Bogislaw X., genannt „der Große“, mit Anna, einer geborenen Prinzessin von Polen, anstand, wurde Werner von der Schulenburg, pommerscher Landhauptmann und Abwesenheitsvertreter des Herzogs, mit der verantwortungsvollen Organisation der Feierlichkeiten beauftragt. Bei allem, was für die Gäste herangeschafft wurde, durfte natürlich ein gehöriges Maß Bier, so einige Tonnen (thune), nicht fehlen. Und so stand auf seinem Plan: „Item xvi thune bier allerley dorch einander, Nomlich Barnowes, Pasewalckes, Barts, Tribbeses, Gripeswoldes, vnd Stettins, dat maket achte dage lanck alle dage ij thunne“. Am Ende stand bei allem „dorch einander“ seine Anweisung, „dat dat meiste Bartess is“.

Es ist überliefert, dass Wallenstein 1628 bei der Belagerung Anklams eine Ladung Barther Bier anforderte. In der Barther Chronik von Bülow heißt es „das Barther Bier war weit und breit berühmt“ und dass „sogar Wallenstein es gern“ trank. In der Tat beklagte sich Wallenstein in einem Schreiben vom 2. Juli 1628 an seinen kommandierenden General und Vertrauten, den kaiserlichen Feldmarschall Hans Georg von Arnim (-Boizenburg, 1583–1641), darüber, kein vernünftiges Getränk bekommen zu können und – sogar schon Wein trinken zu müssen. Der Generalissimus war gerade im Felde bei Ückermünde und damit beschäftigt, Anklam einzunehmen, was ihm – im Gegensatz zur vorherigen Belagerung Stralsunds – auch gelang. Der auf das Barther Bier bezogene Satz des „A. H. z. F.“, Albrecht, Herzog zu Friedland, lautet:

„Ich muß dem herrn klagen das ich kein weispier in der Marck bekommen kann dahero denn nur mit wein den Durst leschen muß dieweil ich das gersten pier nicht tringen kan bitt der herr thue anordnung auf das von Barth auf Anglam vor mich weizen pier gebracht wirdt.“

Der Dreißigjährige Krieg zerstörte die Brautradition in Pommern und in den nachfolgenden Zeiten konnte die Bierherstellung ihre alte Höhe nicht wieder erlangen. Das Zentrum der Bierproduktion verlagerte sich von Nord- nach Süddeutschland. Zudem setzte sich in den Gewohnheiten des Alkoholkonsums eine soziale Differenzierung durch, insofern die sozialen Oberschichten immer mehr zum Wein griffen, während die ärmeren Schichten beim Bier blieben, wodurch dieses im sozialen Ansehen sank.

Erst in späterer Zeit setzte in Vorpommern wieder eine Bierbrauerei von überregionaler Bedeutung ein, bes. in Stralsund. In Barth bestand über die 20-er Jahre des 20. Jahrhunderts hinaus vor allem die erfolgreiche Brauerei Mahn & Ohlerich. Doch seit 2007 wird hier wieder das Barther Bier gebraut.
 

Literatur:

Andrasch, Jens: Mahn & Ohlerich – M&O – in Barth. In: Lande Barth. Barther Geschichte(n), Band 2. Rostock 2010, S. 41–46

Hamel, Jürgen: Wallenstein und das Barther Bier. In: LandeBarth. Barther Geschichte(n), Band 7. Rostock 2015, S. 104–105

Language of the term (2 char ISO code): de
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