Zwischen Himmel und Erde
Friedemann Bartz und die Kranichrast in der Boddenregion
Ein goldener Sonnenuntergang tauchte den Barther Fuchsberg in warmes Licht. Hier, wo sich Natur und Stille vereinten, fand ein ganz besonderes Treffen statt – ein Gespräch zwischen mir und Friedemann Bartz, dem erfahrenen Naturführer und ehemaligen Nationalparkranger. Wir schlenderten gemütlich durch das Wandergebiet, umgeben von herbstlicher Pracht und einer sanften Brise, die die Vorfreude auf das bevorstehende Naturereignis spürbar machte.
"Friedemann, es ist großartig, dass du Zeit gefunden hast, mit mir über die bevorstehende Kranichrast zu sprechen", begann ich unser Gespräch. Wir kennen uns schon lange, und ich wusste, dass Friedemann eine tiefe Leidenschaft für die Natur hegte. Er lächelte herzlich. "Na klar, das mache ich doch gerne. Die Kranichrast ist etwas, worüber ich stundenlang sprechen könnte." Ich erinnerte mich, wie Friedemann einst als Nationalparkranger arbeitete und sich später dazu entschied, sein Wissen und seine Begeisterung durch Naturführungen zu teilen. "Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass du Naturführungen machst?" fragte ich neugierig. Er schaute nachdenklich in die Ferne. "Du erinnerst dich sicher noch an meine Zeit als Nationalparkranger, oder? Als ich in den Ruhestand ging, waren es die Touristikunternehmen, die mich ansprachen. Sie fragten mich, ob ich Touren und Vorträge über die Natur machen könnte. Und ehrlich gesagt, konnte ich dieser wunderbaren Möglichkeit einfach nicht widerstehen."
Unser Spaziergang führte uns tiefer in das Wandergebiet am Fuchsberg hinein. Die Bäume trugen bereits die warmen Farben des Herbstes, und die Stimmung war von Vorfreude erfüllt. "Und jetzt steht die Kranichrast vor der Tür", bemerkte ich. Friedemanns Augen begannen förmlich zu leuchten. "Oh ja, die Kranichrast! Ein wahres Naturwunder. Hier in der Region erleben wir jedes Jahr, wie Tausende von Kranichen in unsere Gegend kommen, um Rast zu machen. Das ist der größte Kranichrastplatz in Mitteleuropa." Während wir weitergingen, erklärte Friedemann, wie die Kraniche in Formationen über den Himmel ziehen und sich auf den Rastplätzen sammeln. "Es ist ein atemberaubender Anblick, den ich nie müde werde zu sehen. Kraniche sind schon seit jeher faszinierende Wesen, die Menschen in ihren Bann ziehen."
Wir erreichten den Aussichtsturm, von dem aus man einen weiten Blick über das Gebiet hatte. Friedemann deutete in die Ferne. "Hier, von diesem Punkt aus, kann man den Kranichzug sehr gut beobachten. Der Einflug der Kraniche auf ihre Schlafplätze ist ein Spektakel, das man nie vergisst." Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen, als wir unseren Rückweg antraten. Friedemann sprach mit großer Begeisterung über die kommenden Wochen. "Du weißt, ich freue mich jedes Jahr wie ein Kind auf Weihnachten. Die Kranichrast ist für mich etwas Magisches."
Unser Spaziergang endete an dem Ort, an dem wir gestartet waren. Das kleine Waldgebiet am Rande Barths, von goldenem Abendlicht durchflutet, schien die Vorfreude auf das bevorstehende Spektakel förmlich zu atmen. Wir standen hier noch einen Augenblick und genossen den Moment der Ruhe. "Friedemann, du strahlst wirklich, wenn du über die Kranichrast sprichst", sagte ich lächelnd. Er lächelte zurück. "Du kennst mich ja. Die Natur hat eine unglaubliche Kraft, die mich jedes Mal aufs Neue berührt. Die Kranichrast ist ein Geschenk, das ich gerne mit anderen teile." Wir verabschiedeten uns, wissend, dass die kommenden Wochen uns allen ein außergewöhnliches Naturspektakel bringen würden. Friedemanns Begeisterung und Hingabe für die Natur hatten mich inspiriert – und ich konnte es kaum erwarten, die Kranichrast gemeinsam mit ihm zu erleben.
Kranichrast in Barth
Erlebe eines der grandiosesten Naturschauspiele Europas
Die Kranichrast in Barth und der Boddenregion
Bis zu 70.000 Kraniche rasten hier jedes Jahr auf ihrem Weg in den Süden. Erfahre mehr über dieses faszinierende Ereignis!
Kraniche sind imposante Vögel, die bis zu 1,30 Meter groß werden können. Ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 2 Meter. Die Tiere haben einen schwarzen Kopf mit zwei weißen Streifen, die jeweils hinter den Augen beginnend den Hals abwärtslaufen. Ihr Gefieder ist strahlend grau, nur der Hinterkopf ist federlos.
Die Kraniche kommen aus Skandinavien und dem Baltikum nach Barth und die Boddenregion. Sie suchen hier ideale Bedingungen für ihre Rast. Die flachen Boddengewässer, Feuchtwiesen und großen Stoppelfelder bieten ihnen Schutz und Nahrung.
Die ersten Kraniche erreichen Barth bereits Anfang September. Im Oktober und November treffen dann die meisten Tiere ein. Die Kraniche rasten in großen Gruppen auf den Feldern und in den Gewässern. Sie rufen lautstark miteinander und bilden eindrucksvolle Formationen.
Rücksicht nehmen
Die Kraniche sind äußerst scheue Tiere, die sich während ihrer Rast in unserer Region bei durch die Futtersuche und das fressen auf die strapaziöse Weiterreise in Ihre Überwinterungsgebiete vorbereiten müssen. Jedes Aufscheuchen der Vögel kostet sie enorme Energie und führt in der Folge zu Unfällen der Kraniche. Wir möchten Euch deshalb eindringlich bitten, die Vögel bei der Nahrungssuche und -aufnahme nicht zu stören und einen Mindestabstand von 350 m einzuhalten. Alle Tipps zum richtigen Verhalten und noch viel mehr findet Ihr auf www.kraniche.de.